Das Gestaltungsprinzip „Gartenstil“ als Grundlage für Ihre Gartengestaltung.
Kennen Sie das? Sie haben in Ihrem Garten etwas neu angelegt aber irgendwie sieht es nicht ganz stimmig aus. Irgendwas fehlt, wirkt unharmonisch und fühlt sich falsch an? Eben wie gewollt, doch nicht gekonnt? Dieses Problem können Sie vermeiden. Und zwar, bevor Sie viel Arbeit und Geld in Ihren Garten investiert haben. Wichtig ist, dass Sie während Ihrer Gartenplanung die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge tun. Daher sollten Sie zu Beginn Ihrer Planung einige grundlegende Gestaltungsprinzipien kennenlernen und diese in Ihre Gartengestaltung mit einbinden. So entsteht ein roter Faden, ein Gestaltungsthema, ein Gartenkonzept, welches sich durch Ihre ganze Gestaltung zieht. Der Gartenstil ist ein wichtiger Grundpfeiler und Bestandteil des Gartenkonzepts. Alle wichtigen für Sie zu treffenden Entscheidungen bezüglich Formensprache, Material und auch Pflegeintensität sind dem Gartenstil untergeordnet und mit ihm definiert.
Eine gelungene Gartengestaltung ist kein Zufall, sondern das Resultat sorgfältiger Planung. Nehmen Sie sich die Zeit dazu. Das Ergebnis wird so viel besser!
Die folgende Übersicht bietet Ihnen die Möglichkeit, verschiedene Gartenstile kennenzulernen und Ihren eigenen Gartenstil für Ihre Gestaltung herauszufinden. Sammeln Sie Ideen und Inspirationen!
Übersicht der Gartenstile
Die verschiedenen Gartenstile unterscheiden sich vor allem in der Formensprache, der verwendeten Materialien, Art der Bepflanzung und den dekorativen Elementen. Diese Bestandteile verleihen jedem Gartenstil seinen typischen Ausdruck und Atmosphäre. Die in der Gartenarchitektur bekannten, quasi mustergültigen Gartenstile bzw. Gartentypen sind natürlich in ihrer reinen Form oft sehr plakativ und es macht nicht unbedingt Sinn, sie immer 1:1 umzusetzen. Aber sie bieten viele gestalterische Anhaltspunkte, an denen Sie sich zur Definition Ihres persönlichen Gartenstils bedienen können. Sie müssen also nicht zwangsläufig nur einen Gartenstil wählen. Häufig entsteht eine Mischform, da Sie den Stil Ihren Wünschen, Bedingungen und Anforderungen anpassen können. Aber Achtung! Zu wild durcheinander gewürfelte Merkmale verschiedener Stile verursachen Chaos und ein unharmonisches Gesamtbild.
Sie fragen sich, welche verschiedenen Gartenstile es eigentlich gibt? Ich habe hier einige der Stile für Sie als Ideenquelle und zur Inspiration zusammengetragen.
Der strenge, formale Gartenstil
Die Entstehung formaler Gärten liegt Jahrhunderte zurück und hat Ihren Ursprung in den Parkanlangen edler Schlösser. Die Herrenhäuser Gärten in Hannover sind ein gutes Beispiel dafür. In Form geschnittene Hecken oder auch Formschnitte mit runden oder pyramidenartigen Formen sind ein wichtiges Gestaltungsmerkmal des Stils. Formale Gärten sind charakterisiert durch gerade Linien und Kanten, geometrischen Formen und Sichtachsen. Beispielsweise eine gerade Achse in Form eines Weges, rechts und links in Symmetrie angelegte akkurate Rasenflächen oder Beete, die häufig mit in Form geschnitten Buchsbaumhecken eingefasst sind. Diese klassischen Stilmerkmale lassen sich auch mit modernen Ansätzen in die heutigen Gärten übertragen. Sie passen sowohl zum eleganten, klassischen Garten einer herrschaftlichen Gründerzeitvilla als auch zu einem modernen, minimalistischen Garten eines puristischen Neubaus im Bauhaus-Stil.
Merkmale des Stils:
herrschaftliche und repräsentative Wirkung, klare und aufgeräumte Wirkung, strenge und geometrische Formen, klare Linien, gerade Kanten und Wege, Symmetrie, Sichtachsen, architektonische Elemente, Formschnittgehölze, Hecken, Beeteinfassungen aus Buchs, Wasserbecken in strenger, architektonischer Form
Formensprache:
geometrische, formale Formen, gerade Linien und Bögen, ornamentale Formen
Passendes Material:
Je nachdem, ob man den Gartenstil klassisch hält oder modern interpretiert, sind verschiedene Materialen denkbar.
Klassische Variante: Pflasterungen aus Naturstein, Flusskies oder Stiefmutterkies als Wegebelag, schmiedeeiserne Zäune und Tore, Mauern aus Naturstein
Moderne Variante: Glas, Sichtbeton, Corten-Stahl, Kies
Vorteile:
- Übersichtlichkeit und Struktur. Wer es gerne aufgeräumt, ordentlich und strukturiert mag und regelmäßige Gartenarbeit nicht scheut, wird mit diesem Gartenstil gut zurecht kommen. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Da alle Elemente im formalen Garten streng geordnet sind, entsteht Übersichtlichkeit. Dies macht die Gartenarbeit einfacher.
- Nistplätze und Unterschlupf für Vögel. Formschnitthecken sind beim formalen Garten ein wichtiges Gestaltungsmerkmal. Dichte Hecken bieten Unterschlupf und Brutplätze für Vögel.
Nachteile:
- Pflegeaspekt Formschnitt. Um die für diesen Stil so typischen in Form geschnitten Hecken und Gehölze in ihrer Form zu erhalten, ist ein regelmäßiger Formschnitt von Nöten, der bei stärker wachsenden Pflanzen wie Hainbuchen auch schon mal 2 bis 3 Mal im Jahr erfolgen sollte. Bei vielen Formschnittgehölzen kann dies schon mal zu Fleißarbeit werden und sollte daher bei Ihrer Planung in der zu erzielenden Pflegeintensität des Gartens mit berücksichtig werden.
- Unordnung stört Ordnung. Die klare aufgeräumte Wirkung hat Ihren Preis. Denn sobald Sie Ihren Garten mal links liegen lassen müssen, weil das Leben gerade zu stressig ist, fällt bei diesem klaren aufgeräumten Gartentyp ein Störfaktor wie Unkraut oder der vergessene Schnitt sofort auf. Die schöne Ordnung ist schnell dahin, wenn man bei der Gartenpflege nicht am Ball bleibt.
- Einfältigkeit, aber nur bei entsprechender Anlage. Häufig ist der strenge formale Garten durch eine gewisse Eintönigkeit in Sachen Pflanzenvielfalt gekennzeichnet, da der Schwerpunkt des Gartens oft auf dem Zierwert des Gartens liegt, weniger auf Artenreichtum und Lebensraum für Insekten und Tiere. Doch das muss nicht sein. Bei entsprechender Pflanzenwahl kann man tolle formale Gärten gestalten mit einer großen Vielfalt in Sachen Nahrung und Lebensraum für Insekten und Tiere.
So setzen Sie den formalen Gartenstil in Ihrem Garten um:
Der formale Garten mag für Sie vielleicht zu sehr historisch oder auch altbacken wirken. Das muss nicht sein, wenn Sie den formalen Stil modern interpretieren. Holen Sie den Stil ins Hier und Jetzt und kombinieren Sie ihn mit modernen Elementen und Material. Falls Ihnen der Stil zu streng ist, können Sie ihn mit locker und natürlich wirkenden Attributen wie sie im Natürlichen Gartenstil zu finden sind, auflockern.
Hier zeige ich Ihnen wie:
Der Landhausgarten/Bauerngarten/Cottage-Stil
Dieser Gartenstil ist typisch für die englische Gartenkultur und hat seinen Ursprung in der Erfordernis der auf dem Land lebenden Menschen, sich selbst zu versorgen. Zu Beginn lag also hier der Schwerpunkt im Bereich Obst und Gemüse. Mit der Zeit entwickelte sich aus dem Nutzgarten immer mehr ein Ziergarten, weil sich die Lebenssituation der Menschen änderte und das Kultivieren von zierenden Prachtstauden in Mode kam. Wichtiger Bestandteil im englischen Bauerngarten, dem Cottage Garten, sind die englischen Borders oder auch Mixed Borders genannt. Mit seinen üppigen und bunten Beeten ist dieser Gartenstil ein Paradies für Pflanzenliebhaber und Pflanzensammler.
Merkmale des Stils:
üppige Beete in Form von Mixed Borders bzw. English Borders, Blütenpracht in allen Farben, Prachtstauden, Sommerblumen und Zwiebelblumen, die Pflanzen stehen im Mittelpunkt, Obst, Gemüse und Kräuter im Nutzgarten, natürlich wirkend, ländlich, häufig mit romantischem Touch
Formensprache:
häufig organisch geschwungene Formgebung, Im Nutzgarten eher geometrische Formen
Passende Materialien:
natürliche Materialien wie Holz, Kies, Backstein oder Ziegel, Natursteine aus der Region, Rindenmulch als Wegebelag, Benjeshecke, Totholzhecke, Flechtzäune, Staketenzäune
Vorteile:
- Große Blütenfülle. Bei entsprechender Pflanzenwahl: großes Pollen-, Nektarangebot für Insekten.
- Pflanzenliebhaber können sich austoben! So manchem Pflanzenfreund fällt es schwer, sich auf eine beschränkte Anzahl von Pflanzen zu beschränken, wo es doch so viele tolle immer wieder neue Sorten gibt. In einem Garten mit knapp bemessenen Beeten können zu viele unterschiedliche Pflanzen schnell chaotisch und unruhig wirken. Der Cottage-Stil bietet hier mehr Spielraum, da er eine größere Pflanzenvielfalt zulässt. Große, üppige Beete mit vielen Pflanzen sind Teil des Gestaltungsprinzips.
Nachteile:
- Notwendige intensive Pflege. Aufgrund der oft großen und üppigen Beete entsteht ein nicht unerheblicher Pflegeaufwand. Zudem benötigen die zumindest traditionell verwendeten Prachtstauden eher einen etwas feuchteren Boden, was sich in der heutigen Zeit durch die Klimaerwärmung nur mit regelmäßiger Bewässerung erreichen lässt.
So setzen Sie den Stil in Ihrem Garten um:
Ja, der klassische Landhausgarten punktet nicht gerade in Sachen Pflegeleichtigkeit. Falls Sie nun enttäuscht sind, und den Landhausgartenstil gerade von Ihrer Liste streichen wollten, ich habe hier eine Lösung! Interpretieren Sie den klassischen Landhausstil neu und übertragen Sie die Ihnen wichtigen Stilmerkmale ins Hier und Jetzt. Passen Sie ihn an Ihre Anforderungen an, indem Sie Sie z. B. die Beete weniger groß anlegen und auf eine trockenheitsverträgliche Bepflanzung setzen. Ja, viele Prachtstauden fallen weg. Aber es gibt dennoch eine große Auswahl an blütenreichen Stauden, die ländlichen Charme versprühen.
Der natürliche oder naturalistische Gartenstil
Der natürliche Gartenstil wird maßgeblich durch die Pflanzen bestimmt, die hier das wichtigste Gestaltungselement des natürlichen Charakters ausmachen. Zu Beginn des Trends wurden in erster Linie einheimische Arten verwendet, um dem Rückgang der Artenvielfalt von Fauna und Flora entgegenzuwirken. Mittlerweile orientiert man sich immer mehr an Vorbildern anderer Vegetations- und Klimazonen, da die durch den Klimawandel verursachte Trockenheit in unseren Sommern selbst für heimische Arten zum Problem werden kann. Vorbilder sind hier die natürlichen Vegetationen der Steppen Mitteleuropas, der Prärien Amerikas oder die mediterranen Regionen des Mittelmeeres. Der Gartenstil ist von der Natur inspiriert bzw. versucht natürliche Pflanzengemeinschaften nachzuahmen. Das heißt, so ein Naturgarten hat nicht unbedingt den Anspruch ein originalgetreues Abbild einer Vegetation zu schaffen, sondern vereint oft Pflanzen aus verschiedenen sich jedoch ähnlichen Lebensräumen. So können Sie zum Beispiel mediterranen Lavendel zusammen mit dem aus der Prärie stammenden Sonnenhut in ein Beet setzen. Das Gesamtbild harmoniert dennoch.
Merkmale des Stils:
naturnah, natürlich, ungezwungen, manchmal wild, sich versamende Wildblumen, blühende Stauden, insektenfreundlich, flächige Bepflanzung, Staudenpflanzungen in Form von Bändern oder Drifts, Naturteiche, wenig Rasen
Formensprache:
organisch geschwungene Formen, fließende Formen und Übergänge
Passende Materialien:
natürliche Materialien, Holz, Natursteine, Kies oder Rindenmulch für Wege, Trockenmauern, Benjeshecken, Totholzhecken, Flechtzäune aus Weide oder Hasel
Vorteile
- Vielfalt. Lebensraum für Tiere. Bevorzugte Wahl von insektenfreundlichen Pflanzen, die Pollen-, Nektar spenden, die weniger akkurate und aufgeräumte Pflanzung bietet Lebensraum.
- Pflegeleichtigkeit. Insgesamt werden Arten bevorzugt, die robust sind und wenig Pflege brauchen. Je nach Standortbedingungen können auch Pflanzungen für trockene Böden realisiert werden.
- Unordnung wird kaschiert. Falls Sie Ihren Garten mal in einer stressigen Zeit links liegen lassen müssen, fällt bei einer für diesen Gartenstil typischen ungezwungen Pflanzung sprießendes Beikraut/Unkraut nicht sofort ins Auge. Es wird von der Natürlichkeit geschickt kaschiert.
Nachteile
- Achtung Beikraut. Was ein Vorteil ist, kann zum Nachteil heranwachsen. Was zum Beispiel, insbesondere bei extensiven Bepflanzungen, zum Problem werden kann, ist das Wachstum unbemerkten Beikrauts, welches sich langsam die Vorherrschaft erschleicht. Wilde sich natürlich ansiedelnde Beikräuter sind im naturnahen Garten durchaus erlaubt, sogar erwünscht. Sie machen die Vielfalt und die insektenfreundlichkeit einer natürlichen Pflanzung aus. Doch invasive Beikräuter wie die Ackerwinde, der Girsch und der Acker- Schachtelhalm können sich sehr breit machen und bald eine Bepflanzung beherrschen. In einer natürlichen und wiesenartigen Pflanzung, werden diese Beikräuter nicht selten zu spät erkannt. Man wird sie dann nur sehr schwer oder sogar gar nicht wieder los. Möchte man der Natürlichkeit noch einen draufsetzen und wählt sich versamende Pflanzen für einen wiesenartigen Effekt, sind die frisch sprießenden Sämlinge schwer von den Beikraut-Sprösslingen zu unterscheiden. Gerade Garteneinsteiger stoßen hier an ihre Grenzen.
Der mediterrane Gartenstil
Ein Garten wie im Urlaub! So mancher wünscht sich das Urlaubsflair Südfrankreichs oder der Toskana in den eigenen Garten. Dieser Gartenstil ist in erster Linie gekennzeichnet durch die Art des Materials und Pflanzen aus den betreffenden Regionen. Sehr typisch sind für Terrassen und Wege polygonale Bruchsteinplatten aus dem beige gelben Naturstein Travertin. Oder auch Naturstein-Quader, die in Form einer Trockenmauer das Grundstück einfassen oder einen kleinen Hang abstützen. Fast jeder hat schon die kleinen Eidechsen gesehen, die sich dort so gerne aufhalten. Hier gleicht kein Stein dem Anderen. Die Natürlichkeit, Schroffheit und die raue Struktur charakterisiert die Oberfläche dieser Materialien, auf denen sich mit der Zeit eine schöne Patina bildet. Das macht sie gerade so authentisch und echt. Ebenfalls typisch für den mediterranen Stil sind große Pflanzkrüge aus Terracotta, in denen Halbsträucher wie Lavendel oder Thymian ihren Platz finden und ihren Duft verströmen. In pink oder weiß blühender Oleander fasst häufig den Rand des Gartens ein.
Merkmale des Stils:
natürlich, ungezwungen, mediterrane Pflanzen, duftende Halbsträucher, entsprechende Materialien
Formensprache:
sowohl geometrisch, formal als auch organisch, geschwungen
Passendes Material:
Natursteine aus der Mittelmeerregion in beige-Tönen wie Travertin, Kies als Belag für Wege oder Sitzplätze, Holz, hell verputze Mauern, Terracotta, Ton-Ziegel, Lavamulch, hölzerne Gartenmöbel
Vorteile:
- Mediterranen Pflanzen sind trockenheitsverträglich. In Zeiten des Klimawandels müssen wir uns umschauen nach trockenheitsverträglichen Bepflanzungen für unsere Gärten. In mediterranen Regionen gibt es eine Vielzahl entsprechender Pflanzen, die sich gut auch in unseren Gefilden machen. Übrigens auch, wenn Sie nicht explizit einen mediterranen Garten gestalten möchten. Lavendel und Co passen auch sehr gut zu anderen Gartenstilen.
Nachteile
- Mediterranen Pflanzen wird’s oft zu kalt. Mediterrane Pflanzen kommen gut mit Trockenheit und Hitze zurecht, sind aber leider etwas empfindlich bezüglich Kälte und Frost. Zwar erwärmt sich unser Klima insgesamt, doch mit Frostperioden mit Minusgraden werden wir auch in Zukunft hin und wieder rechnen müssen. Insbesondere mit Spätfrösten im Frühjahr.
- Der Disney-Land-Effekt: Der Stil wirkt schnell künstich wie bei einer Kulisse. Im Wesentlichen ist der mediterrane Gartenstil durch authentische Materialen aus den mediterranen Regionen gekennzeichnet, sprich Naturstein wie z. B. Travertin. Diese Materialen sind leider recht teuer und bei so manchem Gartenbesitzer nicht im Budget. Viele greifen daher auf günstigere Beton-Pflaster- und Mauersteine in Naturstein-Optik zurück. Da diese Materialien eben nicht echt, sondern dem Echtem nur nachempfunden sind, sehen sie oft unecht und nicht authentisch aus. Diese Materialien altern auch anders und lassen daher den echten Charme, die Haptik, die Patina eines echten Natursteins vermissen. Der mediterrane Garten wirkt somit schnell künstlich und fremd wie eine Kulisse.
So setzen Sie den Stil in Ihrem Garten um:
Um ein harmonisches Gesamtbild zu erzielen, empfehle ich Ihnen, auch die Optik bzw. Architektur Ihres Hauses in Ihr Gestaltungskonzept einzubeziehen. Leider sind nur die wenigsten von uns im Besitz eines Hauses, das einer echten toskanischen Finka gleicht. Es ist dann doch eher der hell verputzte Neubau im modernen Design oder ein verklinkertes Haus aus den 70er/80er Jahren. Gerade beim letztgenannten sind oft im Laufe der Zeit bereits viele verschiedene Stilelemente und Materialien verbaut worden. Es ist daher sehr schwer oder manchmal auch unmöglich, einen mediterranen Garten in diesen Kontext wirklich stimmig zu integrieren. Der mediterrane Gartenstil ist im Wesentlichen durch authentische Materialen aus seiner Region gekennzeichnet. Mir fallen da direkt die beige-gelben polygonalen Natursteinplatten als Terrassenbelag ein. Doch neben dem roten Klinker eines Hauses der 80er würden diese fremd und deplatziert wirken. Durch den zwangsläufigen Bezug zu ihrer Umgebung verlieren mediterrane Elemente schnell ihre Wirkung. Im Gegenteil: sie wirken künstlich und fremd wie bei einer Kulisse. Ich nenne es den Disney-Land-Effekt. Die bereits bestehenden Elemente sind in Ihrer Wirkung zu stark und dominieren den mediterranen Aspekt.
Sie möchten dennoch auf einen mediterranen Garten nicht verzichten? Dann empfehle ich Ihnen, einzelne Elemente des mediterranen Stils aufzugreifen und mit anderen besser zu Ihrem Haus passenden Stilelementen zu kombinieren.
Hier zeige ich Ihnen wie:
Der moderne Gartenstil
Die Bezeichnung „modern“ ist eigentlich kein eigener für sich stehender Gartestil, sondern eher ein Merkmal. Das Wort „modern“ trifft im Grunde auf jeden Garten zu, der in der heutigen Zeit neu entsteht. Moderne Gärten sind ein Ausdruck unserer Zeit und vereinen daher einige Gartenstile. Im Prinzip können Sie Gestaltungselemente historisch gewachsener Stile wie der formale Gartenstil oder der Landhausstil in die heutige Zeit übertragen und neu in Ihrem heutigen Kontext nutzen. Daher kann die Formgebung eines modernen Gartens sowohl geometrisch, formal sein als auch organisch, geschwungen. Ich persönlich tendiere hier jedoch zur geraden Linie, weil sich damit ein moderner Look eher erzielen lässt. Und, was natürlich einen modernen Garten ausmacht, ist, dass er die Bedürfnisse und Trends der heutigen Zeit aufgreift.
Der moderne Garten ist somit ein Zusammenschluss von Merkmalen eines Stils in Kombination mit den Bedürfnissen und Trends von heute.
Merkmale des Stils:
zeitgenössisch, im Trend, up to date, zeitgemäß…eben modern
Formensprache:
sowohl geometrisch, formal als auch organisch, geschwungen
Passendes Material:
viele Materialien sind denkbar. Holz, Natursteine, Beton, Sichtbeton, Kies, Stahl, Glas, Wasserbecken, moderne Gartenmöbel
Der verwunschene, geheime Gartenstil
Bei diesem Thema denke ich an eine alte Gründerzeitvilla mit großem Garten, den ich durch ein schmiedeeisernes Gartentor betrete. Hier tauchen schon vor Jahrzehnten gepflanzte altehrwürdige Bäume einen Großteil des Gartens in kühlen Schatten. Am Fuß der Bäume wachsen Farne, Moose und im Frühling Buschwindröschen und unterstreichen die verwunschene Wirkung. Eine am Rand eines Teichs stehende steinerne Skulptur, die mit Efeu berankt und mit Flechten bewachsen ist, würde auch sehr gut in dieses Bild passen. Aufgrund seiner üppigen Bepflanzung mit Sträuchern ist der verwunschene, geheime Garten in verschiedene Gartenräume unterteilt, was es unmöglich macht, ihn mit einem Blick zu erfassen. Eben diese Uneinsehbarkeit der Bereiche macht die geheimnisvolle Wirkung dieses Gartenstils aus. Er ist also charakterisiert durch verborgene Ecken, die neugierig machen und die uns zum Erkunden und Entdecken einladen.
Merkmale des Stils:
geheimnisvoll, verträumt, zeitlos, romantisch, üppige Pflanzenauswahl, schattenspendende Bäume, alt eingewachsen, zugewuchert, verborgene und verwinkelte Ecken, sagen-/märchenhafte Szenerie
Formensprache:
organisch, geschwungen oder formal
Passende Materialien: schmiedeeiserne Zäune/Tore/Rankbogen, natürliche Materialien wie Holz, Kies, Backstein oder Ziegel, Natursteine aus der Region, Mulch als Wegebelag, antike Gartenmöbel aus Eisen, Brunnen, Statuen
Vorteile:
- Viele Bäume und Sträucher sind Stilmerkmal und bieten Schutz und Brutplätze für Vögel.
- Leichtes Spiel bei alten Gärten. Wer einen alten eingewachsenen Garten hat, der findet sozusagen die idealen Voraussetzungen vor, um einen verwunschenen, geheimen Garten zu gestalten. Alter Baum- und Strauchbestand, der bei anderen Stilen eher auf der „Rodungs-Liste“ landen würde, lässt sich hier prima in die Gestaltung integrieren.
- Kühler Schatten und Verdunstungskühle. Viele Bäume und Sträucher sind Merkmal des Stils. Diese spenden Schatten und erzeugen Verdunstungskühle, was den Aufenthalt an heißen Tagen im Garten angenehmer macht.
Nachteile
- Der geheime Garten muss erst wachsen. Der Stil ist charakterisiert durch schon herangewachsene, große Sträucher und Bäume. Zur Entfaltung des Stils braucht der Garten also einige Zeit, um sich zu entwickeln, um heranzuwachsen. Wer ein Grundstück in einem Neubaugebiet sein Eigen nennt, muss hier unter Umständen lange warten. Mit kleinen, neu gesetzten Pflanzen lässt sich die Wirkung des Stils kurzfristig leider nicht erreichen. Bei Neuanlage bleibt der verwunschene, geheime Garten ein Projekt für Geduldige, die sich nicht scheuen, in die Zukunft zu denken. Es sei denn, Sie investieren in bereits große Pflanzen und springen somit ein Stück weit in die Zukunft.
- Möglicherweise intensive Pflege notwendig. Aufgrund der oft großen und üppigen Strauchbepflanzung, die den Gartenstil charakterisiert, entsteht ein nicht unerheblicher Pflegeaufwand.
So setzen Sie den Stil in Ihrem Garten um:
Zugegeben, der geheime, verwunschene Garten ist in erster Linie durch viele Bäume und Sträucher charakterisiert, die den Garten beschatten und in Bereiche gliedern und so uneinsehbar und geheimnisvoll machen. Zunächst denkt man da an größere Gärten, die den Platz für eine solche Struktur und Art der Bepflanzung hergeben. Viele von Ihnen werden vielleicht denken, „Tja schade. Leider kein passender Stil für meinen kleinen Garten.“
Ich denke, hier gibt es jedoch Möglichkeiten diesen Gartenstil auch in kleinere Gärten zu bringen und zudem auch neu und modern in der Gestaltung zu interpretieren. Statt mehrerer, verwinkelter Gartenräume, könnten Sie sich auf einen Bereich bzw. Gartenraum reduzieren. Diesen grenzen Sie bewusst vom restlichen Garten ab, machen ihn uneinsehbar und geheimnisvoll. Wichtige Gestaltungselemente sind hierfür auch Sträucher in Kombination mit hohen Stauden, um den Raum zu trennen. Bezüglicher der Sträucher wählen sie jedoch kleiner bleibende Arten, die besser in den Maßstab eines kleinen Gartens passen und zudem auch pflegeleichter sind. Eine halbhohe Mauer, die die Sträucher ergänzt, stelle ich mir auch sehr passend vor als Raumtrenner. Fehlen darf nicht ein oder mehrere klein bleibende Bäume oder Großsträucher, die den Bereich zum Einen beschatten und zum Anderen verborgen erscheinen lassen.